Anonymität ist kein Schutz vor Unvernunft
Das „Hackerkollektiv“ AnonAustria leakt gerne Datenbanken und veröffentlicht auch zuweilen Teile der erbeuteten Informationen als eine Art Beleg des erfolgreichen Hacks. Diesmal waren’s rund 25k Datensätze von Exekutivbeamten, die allerdings ohne jegliche Filterung mit Angabe von Name, Geburtsdatum und voller Anschrift an die – vermutlich mäßig interessierte – Öffentlichkeit gingen. Eine wichtige Frage bleibt bislang offen: Qui bono?
Sehr originell: Als eine Art „Zeichen“ gegen die unliebsame Vorratsdatenspeicherung veröffentlichen die Damen und Herren der österreichischen Ableger von Anonymous die (größtenteils ungefilterten) persönlichen Daten von Polizisten und twittern launig, man könne jetzt gerne raten, worum es sich bei den Datensätzen handle. Es gibt zwar keine „offizielle“ Bestätigung der Hacktivisten (wie auch, es gibt ja keine zentrale Kommunikationsstelle), dass es sich bei der Aktion um ein Statement wider die VDS handle, aber zahlreiche Tweets und andere Hinweise legen dies durchaus nahe.
Zugegeben, ein Teil der Infos wird vermutlich auch im Telefonbuch stehen, aber 1. ohne Berufsbezeichnung und 2. nicht zwingend, da man ebendort die Möglichkeit hat, bewusst nicht gelistet zu werden. Ebenso ist es keineswegs das erste Mal, dass Daten geklaut werden und es ist auch nicht völlig neu, dass die „Beute“ irgendwo öffentlich zugänglich auftaucht. Es ist auch ein keineswegs uninteressanter Aspekt, dass ausgerechnet Daten aus dem für Sicherheit sowie VDS zuständigen BMI geleakt werden konnten – ob nun von außen mittels „Datenhack“ oder von innen mittels „Datenleck“.
Qui bono?
Dennoch: Welche Sympathien erwartet sich eine Vereinigung, die derlei Unfug treibt? Was will sie erreichen, wenn sie Datenbestände, die in ihrem Wesen nichts mit der VDS zu tun haben, publik macht? Solche Aktionen bringen nebst negativen Feedbacks möglicherweise eines: Das Unwohlsein gegenüber der VDS wandelt sich in latente Furcht, das nächste Opfer der Gegner der VDS zu werden.
Darüber sollten einige, die unter der Bezeichnung „AnonAustria“ ihr Unwesen treiben, vielleicht ein wenig nachdenken, bevor sie mit derlei kindischen Aktionen lediglich unter Beweis stellen, dass sie total voll gut Server hacken können, auf der anderen Seite aber ein enormes Defizit an Vernunft aufweisen, diese Fähigkeiten in irgendeiner Form sinnstiftend zu nutzen.
Mission accomplished!
UPDATE:
AnonAustria hat im Verlauf des Tages darauf hingewiesen, dass sie selbst niemals von einem „Hack“ gesprochen hätten, vielmehr seien ihnen die Daten „zugespielt worden“. Demzufolge entfällt dann auch eines der halbwegs nachvollziehbaren Argumente für diese Aktion, nämlich das bezüglich des Hinweises auf Sicherheitsfragen im Zusammenhang mit Datensicherung. Naja.