iKid
Als ich damals einige Monate nach dem Launch ein iPhone ausprobierte und mich in weiterer Folge recht rasch mit dem Ding anfreundete, ahnte ich noch nicht, dass ich meinem Sohnemann eine mindestens ebenso große Freude damit machte wie mir selbst.
Man kann Apple im Hinblick auf das iPhone ja vieles vorwerfen, wenn man das gerne möchte. User-Bevormundung, iTunes-Sklaverei, unterdurchschnittlicher Funktionsumfang und so manches mehr. Aber an der Benutzerführung scheitert bekanntlich der versammelte Mitbewerb. Der Beleg für diese Beurteilung: Mein heute Dreieinhalbjähriger, der seit bald 18 Monaten ohne jegliche Anleitung, dafür aber völlig problemlos das iPhone bedient.Die originellen und teils peinlichen Situationen, die seither durch seine enorm ausgeprägte Affinität zu meinem Mobiltelefon entstanden sind, spannen einen weiten Bogen: Da gibt es Highscores in Games, die plötzlich vom Spieler asdjhghgggggh gehalten werden, hunderte Zeilen lange Notes und dazu ominöse Tweets, die über meine Twitter-Accounts geschickt wurden. Böse Zungen könnten behaupten, dies seien meine Besten gewesen, aber darauf wollen wir an dieser Stelle nicht näher eingehen. Nicht nur einmal wurden wir auch zu bester Schlafenszeit von lautem Gehupe geweckt, das das Ende des Countdowns in die Nacht trötete, welchen der Lausbub Stunden vorher unbemerkt gestartet hatte.
Midnight Sessions
So schnell werde ich auch die Nächte nicht vergessen, in denen ich – Stunden vor dem geplanten Wecktermin – von einem fröhlich plapperndem Sohnemann geweckt wurde. Nichts Außergewöhnliches, sollte man meinen? Nun, dies hätte ich auf den ersten Blick auch behauptet. Erwähnenswert wird die Geschichte ja vornehmlich deshalb, weil Sebastian keineswegs mit mir oder meiner adorierten Allerholdesten plauderte, sondern – mit den jüngsten Einträgen der recent calls-Liste. An einem Morgen musste um rund 05:00 mein Kollege und Chef dran glauben, an einem anderen um ca. 03:00 einer meiner Entwickler (wenngleich ich letzterem durchaus zutraue, dass er um diese Zeit sowieso noch vor’m Rechner saß). Beiden kann man übrigens keineswegs mangelnde Kommunikationsbereitschaft attestieren, immerhin sah‘ ich im Nachhinein, dass sie jeweils rund fünf Minuten mit dem Sohnemann telefoniert hatten.
Das jüngste Erlebnis im Zusammenhang dem dem künftigen Apple Fanboy liegt erst wenige Tage zurück. Man könnte ja meinen, ich wäre so etwas wie lernfähig, was das Liegenlassen des iPhones betrifft, aber in seiner Funktion als Wecker sollte es nachts aus nachvollziehbaren Gründen in der Nähe sein. „In der Nähe“ impliziert jedoch auch eine Zugriffsmöglichkeit durch den Sohnemann…
Das Ergebnis: In den maximal 20 Minuten, in denen er das Telefon in der Hand hatte, tauchte er hingebungsvoll in die Welt der Fotografie ein und versank in selbiger scheinbar so tief, dass in dieser kurzen Zeit mehr als 200 Fotos schoss. Dazu noch eine Handvoll teils mehrminütiger Videos, deren Soundtrack zwar lediglich aus Atmengeräuschen und Bettwäscheknistern bestand, die zwar immerhin den Anblick des schlafenden Papa aussparten, dafür den grinsenden Lausbuben dank aktivierter Cam auf der Vorderseite umso prominenter in Szene setzen.
Nachdem bekanntlich in den nächsten paar Jahren Geräte mit Touch-Display in de facto jedem erdenklichen Lebensbereich ihren festen Platz finden werden, habe ich – nicht nur – aus diesem Grund mein weitestgehend funktionierendes iPhone 3G als „sein Ieh-Fofon“ (O-Ton) reaktiviert. Die Bilanz nach wenigen Wochen des Power-Duos Sebastian & „sein“ iPhone: Weit über 1000 Fotos, ein Haufen Filmchen und – einige Highscores.
Dies hier gibt’s auch bei ultimatemoms.at